ROT
Die KunstMühle Mürsbach eröffnet am Sonntag, den 16. Juni um 15.00 Uhr die Ausstellung „ROT“. Der Künstler Hasso von Henninges ist anwesend. Texte zur Farbe rot rezitiert die Lyrikerin und Direktorin des Künstlerhauses Villa Concordia Nora Gomringer. Die Besucher sind eingeladen, auf die Malerei Hasso von Henninges einzugehen und die Bilder für sich zu erschließen. Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit von Hasso von Henninges steht die Farbe. Sie ist für ihn nicht Medium der Darstellung, sondern ist Darstellungsgegenstand selbst. Farbe ist eine visuelle Gegebenheit mit besonderen Qualitäten, deren energetisches Potential erlebbar werden sollte. In der aktuellen Ausstellung in der KunstMühle Mürsbach wird dieser Ansatz auf die Spitze getrieben: Nur eine Farbe. Rot. In allen Räumen. Rot besitzt von allen Farben die größte Farbintensität. Sie gilt als eine positive, aggressive und erregende Farbe; sie ist die Farbe der Leidenschaft, des Aufruhr, des Krieges und vergossenen Blutes, die Farbe der Wut und des Zorns. Rot ist die Farbe der Erregung, der Lebenskraft und Sexualität. Rot steht für Macht und Herrschaft, für Gott und den heiligen Geist. Die Konzentration auf die Farbe Rot erfolgte mit Bedacht. Mit welcher Farbe sonst könnte man dem Raum der KunstMühle, der mit seinen Gerätschaften, Treppen und Geländern ein sehr starkes Eigenleben führt, Paroli bieten? Rot steht in denkbar starkem Kontrast zur landwirtschaftlich und technisch geprägten Assoziationsaura der ehemaligen Mühle und schafft sich allein dadurch eine Distanz und einen eigenen geistigen Raum. Rot stand anfangs für den Künstler in enger Verbindung mit Schwarz und Weiß. In zahlreichen Ansätzen suchte er herauszufinden, wie diese drei Farben, die zusammen den mächtigsten Farbakkord überhaupt bilden, am besten zusammen klingen. Später verselbständigte sich Rot, monochrome Rotflächen - Flächen ohne Komposition und ohne Farbkontraste - entstanden: in Kadmiumrot, Krapprot und Karminrot. Die Vorliebe Hasso von Henninges gilt offenen, stofflich-haptisch wirkenden Bildoberflächen, die mit Pastellkreide und reinen Pigmenten erstellt sind - und so empfindsam und verletzbar sind wie Schmetterlingsflügel. Objekte aus kunstfernen Materialien, Filz und Zeitungspapier, ergänzen die Bildtafeln. Die Bildinstallation des Künstlers respektiert den Raum mit seiner besonderen atmosphärischen Aura und behauptet zugleich den Eigenwert der Werke, auch durch ihre gezielte, bilddialog orientierte Platzierung im Raum. Die Bilder sind Farbmalereien, die Einheit und Stille, Realität und Immaterialität vereinen.