Natur ohne menschliches Maß
Die KunstMühle Mürsbach eröffnet am 21. 9. 14 um 15:00 Uhr die Ausstellung „Natur ohne menschliches Maß“ mit dem Künstler und Documenta-Teilnehmer Werner Knaupp. Der Künstler zählt zu den wichtigsten deutschen Vertretern einer Generation, die sich in den 60er Jahren vor die Aufgabe gestellt sah, Auswege aus dem Ungegenständlichen zu finden, ohne dabei hinter die Errungenschaft der Moderne zurückzufallen. In der KunstMühle Mürsbach zeigt der Künstler einen kleinen Querschnitt durch sein künstlerisches Schaffen. Der Schwerpunkt dieser Ausstellung aber liegt auf dem Abbild der Blume, einer neuen Werkphase des Künstlers. Das über 50-jährige Schaffen von Werner Knaupp ist geprägt von unterschiedlichen Werksgruppen. Seine Arbeiten gründen auf existenzielle Erfahrungen, die er in menschlichen Grenz-Situationen bei der Arbeit im Nervenkrankenhaus, im Krematorium und im Sterbehaus der Mutter Teresa gesammelt hat. Extreme im Physischen wie im Psychischen waren schon immer Bildgegenstände des Künstlers. So wurden auch die Erfahrungen, die er auf seinen Reisen in extreme Landschaften (Wüsten, Vulkane, Berge, Nordmeer) gemacht hat werkprägend. So schuf Knaupp Kugelschreiberzeichnungen, Gouachen, Aschebilder, Eisenskulpturen, Pastelle, Acrylbilder und neuerdings Fotografien. Nun beschäftigt er sich dem Abbild der Blume. Als Vanitas-Symbol ist das Motiv zwar schon lange im Repertoire der Kunstgeschichte und Erinnerung an einen sicheren Tod. Werner Knaupp radikalisiert die Beschäftigung damit, indem er seine Blumenmotive höchst unorthodox ins Bild rückt. Er hält den Fotoapparat unter die Blüten und fotografiert aus der Perspektive der Käfer und Ameisen gegen den Himmel. Dabei vertraut er sich ganz dem Zufall der „blind“ geschossenen Fotografien und seiner Erfahrung beim Sichten der Bildausbeute an. In Makroaufnahmen zeigt sich eine Abstraktion, die bereits in der Natur selbst liegt. In der Vergrößerung erscheinen Stiefmütterchen und Stockrosen, Tulpen und Sonnenhut fragil und transparent, entwickeln in dramatischen Farbkontrasten eine animalisch suggestive Kraft und zeigen in Verfall und Verwesung eine eigene Ästhetik der Vergänglichkeit, die an Muskeln und Fleisch, Wundmale und Verletzungen, Spiralnebel und kosmische Explosionen erinnern. In Tableaus angeordnet, entfaltet sich die subjektive Schönheit der Pflanzen und eröffnet den Blick auf eine Natur ohne menschliches Maß.