Hasso von Henninges „CAPUT MORTUUM“
Die Kunstmühle Mürsbach zeigt in ihrer aktuellen Schau überwiegend neue Aquarelle, Pastelle und Pigmentarbeiten des in Nürnberg lebenden Künstlers Hasso von Henninges. Er ist in der Metropolregion kein Unbekannter. Erinnert sei nur an seine letztjährigen Ausstellungen im Kunstmuseum Bayreuth, im Stadtmuseum Fembohaus Nürnberg und im Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt.
Der Titel der Ausstellung liefert gleichsam das Motto der durchweg gegenstandslosen, oft geometrisch gebauten oder monochromen Bilder. Bei allen Arbeiten geht es um Farbe: um caput mortuum und die mit ihr verwandten graubunten und braunen Erdfarben. Caput mortuum ist ein rötliches violettstichiges, ein violettrotbraunes Pigment, das als Naturerde vorkommt und/oder künstlich aus Eisenoxyd gewonnen wird. Es ist ein schwerer Farbton, der von hellen, dunklen über violettbraune bis hin zu schwarzbraunen Farbpigmenten reicht. Caput mortuum kommt aus dem lateinischen und heißt übersetzt Totenkopf. Angeblich entspreche die Farbe der Verfärbung des geronnenen Blutes an den Schnittstellen enthaupteter Köpfe. Für von Henninges steht caput mortuum für schlichteres: für „Kargheit, Armut, Nacktheit und Tod; aber auch für Erde, Schwere, Tragkraft und damit auch Fruchtbarkeit und Geburt.“
Es wäre aber falsch, die Bilder als bloße Illustrationen solcher und anderer kunstexterner Farbassoziationen zu lesen. Bezeichnend für Hasso von Henninges, der der Konkreten Kunst und der Farbfeldmalerei nahesteht, ist vielmehr sein „bewusst in Szene gesetztes, spannungsreiches Spiel von inhaltlichen Konnotationen und reinen Farbwirkungen“ (Rasmus Kleine, Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt). Die von der Farbe ausgelösten emotionalen Reaktionen werden bildtechnisch immer wieder unterlaufen, so dass die Bilder zu allererst als reine Farbmalereien aufzufassen sind, die sich allein durch ihre malerischen und sinnlichen Qualitäten auszeichnen. Die sind je nach Malmaterial und Maltechnik sehr verschieden: die Aquarelle – alle im Freien vor Ort entstanden - sind transparent, durchlichtet, offen; die auf großformatigen Papieren oder Leinwand gearbeiteten Pastelle sind geplanter gebaut und wirken durch die Kreide stofflich-materieller und dichter; mit den durchweg quadratischen und monochromen Pigmentarbeiten, bei denen reines Pigment auf verschiedene Trägermaterialien aufgebracht ist, wird die Stofflichkeit der Farbe gleichsam auf die Spitze getrieben: die nur schwach gebundenen Farbpigmente erschaffen pulverisierte und sehr farbintensive Oberflächen, die empfindsam sind wie Schmetterlingsflügel.
Dekan Hans Peetz aus Bayreuth führt in die Ausstellung ein.